Public Art Project, München



ROUBS STYLE / OUSMANE DIAW
FUEGUEU DIAAY / BALLEN

Wann: 30. Juni bis Ende Juli 2024
Wo: Schweizer Platz im Stadtteil Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln

Was: 5 Objekte; H: 150 bis 180 cm; B: 120; T: 160,
Materialien: afrikanische Wax-Stoffe, Altkleider, Sisalschnur, Holz, Europaletten.
6000 Tetrapaks - diese Zahl entspricht ca. 70 % der Menge an Lebensmitteln, die täglich im Stadtteil entsorgt werden, obwohl sie noch verzehrfähig wären.

Idee / Konzeption / Umsetzung: Roubs Style / Ousmane Diaw
Projektleitung / Kunstvermittlung: Stephanie Lyakine-Schönweitz
 
FUEGUEU DIAAY / BALLEN verknüpft die Themen Foodwaste und Fast Fashion.
Im Senegal heißen die Altkleider-Ballen, die aus westlichen Ländern dorthin transportiert werden: FUEGUEU DIAAY.
Ousmane Diaw entwickelt eine TetraPak- und Textil-Installation aus fünf Objekten, die die Form der Ballen aufgreifen. Afrikanische Wax-Stoffe und gebrauchte Kleidung aufeinandergeschichtet, zusammengepresst, geknüpft, genäht und kombiniert mit Tetrapaks als Platzhalter für Essensverschwendung symbolisieren so eine Mentalität des Wegwerfens.
Es entspinnt sich eine Geschichte, die den Bogen spannt vom abstrakten Durcheinander zur handgefertigten Kollektion, die afrozentrische Motive und europäische Schnitte verbindet.
Gelenkt wird der Blick auf die Schönheit des Unikats.
Gegensätze treffen aufeinander: Gestaltung und Malerei mit Nadel und Faden, Abstraktion und Ornament, Stillstand und Wandel.
 
Die Massenproduktion in der Lebensmittel- und Kleidungsindustrie sowie die Essensverschwendung tragen ihren Teil zur Veränderung des weltweiten Klimas bei.
Rund 10 % der Treibhausgase, die in reichen Ländern ausgestoßen werden, haben ihren Ursprung in nicht genutzten Lebensmitteln. Für viele Menschen auch auf dem afrikanischen Kontinent hat die Klimakrise bereits dramatische Folgen. Es wird zunehmend schwieriger, sich zu ernähren. Unbegreiflich erscheint die Menge an entsorgten Lebensmitteln in Anbetracht der Tatsache, dass weltweit viele Millionen Menschen hungern.
 
Jährlich werden in Deutschland mehr als eine Million Tonnen gebrauchte Textilien für die Wiederverwertung gesammelt. Pro Einwohner*in sind das über 15 Kilogramm. Große Mengen an Altkleidern werden nach Afrika verschifft, wo sie auf den Märkten sehr viel günstiger angeboten werden als lokal produzierte Textilien.
 
FUEGUEU DIAAY / BALLEN zeigt die Wechselwirkung zwischen dem globalen Norden und Süden auf, die sich aus dieser Verschwendung von Essen und Kleidung ergeben.
 
Wie steht es um die Wertschätzung der vorhandenen Ressourcen?
Wie wollen wir auf dieser Welt miteinander leben?
Welchen Beitrag können wir durch verändertes Konsumverhalten leisten, um zu teilen?
 
Denn: Ressourcen sind weltweit nicht nur ungleich verteilt, das eigene Konsumverhalten hat auch globale Auswirkungen.
 
Text: Stephanie Lyakine-Schönweitz
 
Quellen:
1) vgl. URL: https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/lebensmittelverschwendung-und-klimawandel
2) vgl. URL: https://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-kleidung-afrika-wird-zur-muellkippe-des-westens-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220201-99-925244

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VERANSTALTUNGEN & BEGLEITPROGRAMM

30. Juni 2024,
OPENING TOUR
alle Tetrap-act-on-foodwaste-Projekte in allen Stadtteilen
auf einen Blick
12 - 14 Uhr: Schweizer Platz
 
 
07. Juli 2024, im Zeitraum 15 – 18 Uhr
Treffpunkt: Schweizer Platz
FUEGUEU DIAAY / BALLEN
SEWING-WALKING-TOUR

für alle Altersgruppen

Erfahre einiges über Foodwaste und Fast Fashion.
Bringe deine gebrauchte Kleidung mit und verwandle sie - hauche ihr neues Leben ein.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.
 
SEI DABEI
Für Gruppen aus Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen im Stadtteil bieten wir Programme zu FUEGUEU DIAAY / BALLEN an.

Infos und Anmeldung bei Stephanie Lyakine-Schönweitz per Mail an [email protected]



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ÜBER

FUEGUEU DIAAY / BALLEN ist eine Kooperation von Roubs Style / Ousmane Diaw und Stephanie Lyakine-Schönweitz, die als Kunstvermittlerin und Kuratorin das Projekt betreut.
Wie bei anderen gemeinsamen Projekten arbeiteten sie dafür kollaborativ mit einem stadtweiten Netzwerk und partizipativ mit interessierten Menschen aller Altersgruppen zusammen.
In regelmäßig stattfindenen COME TOGETHER / SEI DABEI FUEGUEU DIAAY – Sessions oder Workshops kamen sie zusammen, um mehr über die Hintergründe des Projekts, die Themen Foodwaste und Fast Fashion zu erfahren; um gemeinsam mit Tetrapaks und Stoffen als Material zu experimentieren: nähen, schneiden, lochen, tackern etc.
Im Vordergrund stand: Sich begegnen und Gemeinsam kreativ sein bei guter Musik und leckerem Essen.

Die Ideen dieser Gemeinschaft mit all ihren Sprachen und Fähigkeitem fließen mit ein und prägen FUEGUEU DIAAY / BALLEN.
 
Danke an alle, die am Projekt mitgewirkt haben:

Julia:Amina:Angela:Fabian:Sophie:Cosima:Mattis:Johanna:Sepp:Sandrine:Hilde:Maxime:Amin:
Sanny:Janina:Anneliese:Jonathan:Ara:Aroun:Andrea:Nepomuk:Otto:Judith:Tuğba:Dana:Diana:
Didi:Falilu:Johanna:Pia:Vicky:Dominica:Sophia:Hannah:Kathrin:Hort Berner Straße:Miri
Amdi:Mohammed
 
Danke für die Unterstützung an Waldmeister und das Community-Kitchen-Team

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Der Modedesigner Ousmane Diaw / Roubs Style kommt aus einer Schneiderfamilie in Dakar. Bereits mit elf Jahren erlernte er das Handwerk und erfuhr früh die negativen Auswirkungen der importierten Altkleider aus westlichen Ländern auf die lokale senegalesische Modeproduktion.
Er arbeitet seit neun Jahren in München, u.a. in seinem Atelier im Shaere. In seinen Kollektionen bringt er afrikanische Stoffe und europäische Schnitte zusammen. Seine Mode präsentiert er bundesweit und international auf Fashion Shows präsentiert.
Mit Kunst-, Designprojekten, Sewing-Performances, Solo-, Gruppenausstellungen und Mode- und Musik-Festivals ist er an Kulturorten in München und darüber hinaus unterwegs.
Er möchte mit seinen Projekten und Designs, Menschen und Kulturen zusammen zu bringen  –
es geht darum, sich gegenseitig zu inspirieren und mit Nadel und Faden die Welt zu verbinden.

Die Münchner Kuratorin und Kunstvermittlerin Stephanie Lyakine-Schönweitz arbeitet seit fünf Jahren mit Roubs Style / Ousmane Diaw zusammen. Seit über 25 Jahren koordiniert und betreut sie zeitgenössische Kultur- und Kunstprojekte, Austauschprogramme in internationalen und transkulturellen Kontexten, in Institutionen in Deutschland, Frankreich, Marokko und anderswo. Partizipation, Interaktion, Kollaboration - analog und digital -,  sozial engagiertes künstlerisches Arbeiten im Netzwerk bestimmen ihre kunstvermittlerische und kuratorische Praxis. Sie begleitet inhaltliche Prozesse als Möglichmacherin und Komplizin, indem sie für Projektbeteiligte und Künstler*innen Rahmenbedingungen schaffen möchte, die durch Begegnung und Zusammenarbeit künstlerischer Produktion und Kreativität Raum geben.
Sie ist davon überzeugt, Kunst kann ein Ort des Aufeinandertreffens sein, an dem Menschen zusammen kommen, um eine Geschichte zu hören und ihre eigene zu erzählen.
 
 
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Tetrap-Act-on-Foodwaste
Worum es geht?
FUEGUEU DIAAY / BALLEN ist Teil des Gesamtprojektes Tetrap-Act-on-Foodwaste von Community Kitchen und Shaere in München.
Kuratiert wird das Projekt von Alexandra Dietl und Robert Scheurer, Waldmeister.

Das sagen die Veranstalter:
Die Tetrapacks stehen für die Menge an Lebensmitteln, die weggeworfen werden, obwohl sie noch essbar sind. Denn Lebensmittelverschwendung ist ein Problem, das uns alle betrifft. Wir essen mehrfach pro Tag, unabhängig von unserer Kultur und unseren Essgewohnheiten. 
 
Doch wir wertschätzen nicht mehr, was so ressourcenvoll angebaut, geerntet und transportiert wurde. 
 
Das macht laut Drawdown.org Lebensmittelverschwendung reduzieren zur wirksamsten Maßnahme im Klimaschutz. 
 
Wir fangen in München an. 
 
Mit dem Bildungs- und Kunstprojekt Tetrap-Act-on-Foodwaste wollen wir in Partizipation mit Schüler:innen und Künstler:innen das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung öffentlich darstellen und so das Bewußtsein für dieses wichtige Thema  in der Gesellschaft stärken. 
 
Dazu sammeln wir TetraPack-Verpackungen, übergeben diese an Kreative und Kunstschaffende, die aus ihnen Kunstwerke gestalten, die in allen 25 Münchner Stadtvierteln ausgestellt werden.
 
Bei den Kunstwerken geht es dabei um alltägliche Fragen, die diese riesige Menge an täglicher Lebensmittelverschwendung verursachen: 
 
• Warum erwarte ich 5 Minuten vor Ladenschluss noch volle Regale? 
• Habe ich genug Vertrauen in meine eigene Meinung und kann selbst entscheiden, ob ein Lebensmittel noch verzehrfähig ist? 
• Heißt MHD mindestens haltbar bis oder tödlich ab? 
• Wir werfen Lebensmittel weg, weil sie nicht schön genug sind. Finden wir uns schöne genug, um uns wertzuschätzen? 

 
 
Mehr dazu: 
https://community-kitchen-muc.org/tetrapact/


Bilder von Hauke Seyfarth

Behind the scenes: Die Anfänge

Behind the scenes: Come together

Kurzbeschreibung

Fertiges Kunstwerk 

Fotos: Janina Totzauer